Digitale Technologien
Die Digitalisierung hat unsere Welt erfasst – auch die dentale. CAD und CAM werden in Dentallabor und Zahnarztpraxis zunehmend wichtiger. Viele Hersteller tragen diesem Umstand Rechnung. Sie bieten Zahntechnikern und Zahnärzten ein stetig wachsendes Portfolio an Produkten, Prozessen, Systemen und Services für den CAD/CAM-Bereich an. Dazu gehören Geräte wie Scanner, Fräsmaschinen und 3D-Drucker, aber auch CAD-Software und CAM-Software. Ergänzend bieten dentale Fräszentren mit ihrem digitalen Know-how dem Labor eine verlässliche Unterstützung in hoher, vorhersagbarer Qualität. Die CAD/CAM-Technologie setzt damit auf vielen Ebenen neue Standards. Erfahren Sie unter anderem auf dieser Seite,
Unser Leben hat sich durch digitale Technologien verändert – auch unser Berufsalltag. Nicht wegzudenken sind die praktischen Geräte, Hilfsmittel und Infrastrukturen, die uns noch vor einigen Jahren undenkbar erschienen: Mobiltelefone, Smartphones, Tablets, Laptops, Clouds, Apps, Online-Shops und manches weitere mehr. Einen Zustand ohne digitale Hilfsmittel können wir uns kaum mehr vorstellen.
Digitale Technologien
Die Digitalisierung hat auch die dentale Welt erfasst. Viele Labore arbeiten bereits digital. Auch einige Zahnarztpraxen bedienen sich digitaler Prozesse. Inzwischen gibt es komplette digitale Prozessketten. Sie decken jeden einzelnen Arbeitsschritt ab – vom intraoralen Scan über das Design einer Restauration bis zur finalen Fertigung. Die Erfahrungen zeigen: Labore und Zahnärzte arbeiten generell produktiver mit digitalen Technologien. Dies ist kein Widerspruch zu der Feststellung, dass Aspekte wie handwerkliche Fähigkeiten, Erfahrung und menschliches Urteilsvermögen – und damit die Menschen, die mit digitalen Prozessen arbeiten – auf Dauer unverzichtbar bleiben.
Der Einstieg in die digitale Welt will gut überlegt sein. Jeder neue Schritt und jede neue Investition sollten gründlich geprüft werden. Schliesslich hat alles seinen Preis. Deshalb muss man gut abwägen, ob etwas sich lohnt und Zukunft hat. Schliesslich will man kein Geld verschwenden. Vor allem geht es um die folgenden Fragen:
Die Antworten auf diese Fragen lassen sich nicht pauschal geben. Jeder Laborinhaber und jeder Zahnarzt muss diese individuell für sich klären – und am Ende selbst entscheiden, welcher Weg für ihn der richtige ist. Es kommt dabei immer auf die Struktur und die Ausrichtung seines Labors und seiner Praxis an. Ausserdem gibt es länderspezifische Unterschiede – zum Beispiel die Frage, wie teuer das nötige Fachpersonal ist.
Wie auch immer das Ergebnis der Überlegungen ausfällt – zumindest sollten sich Laborinhaber und Zahnärzte mit den Themen Digital und CAD/CAM wenigstens beschäftigen, weil diese immer bedeutsamer werden. Im Übrigen lautet die Alternative hier keineswegs «ganz oder gar nicht». Stattdessen können auch nur bestimmte Arbeitsschritte digitalisiert und andere weiterhin analog vollzogen werden. Manuelle und digitale Arbeitsmethoden lassen sich gut kombinieren. Im Dentallabor lässt sich zum Beispiel eine Restauration digital konstruieren und dann konventionell mittels Press- oder Gusstechnik herstellen. Und: Der Wechsel von manuell oder analog zu digital muss nie auf einen Schlag erfolgen. Er lässt sich auch in kleinen Schritten vollziehen.
Im Hinblick auf digitale Prozesse in Labor und Praxis driften die Ansichten schnell auseinander. Diskussionen über Vor- und Nachteile werden mitunter sehr emotional geführt.
Auf der einen Seite eröffnet die Digitalisierung gewaltige Möglichkeiten, die kaum jemand abstreitet. Viele Arbeitsschritte lassen sich dadurch schneller und effizienter bewältigen – oder sogar ganz vermeiden. Das Risiko von Fehlern wird deutlich verringert. Ein weiterer Aspekt ist die Reproduzierbarkeit, weil digital erhobene Daten dauerhaft verfügbar bleiben. Zudem hilft die Digitalisierung, die Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker sowie zwischen Zahnarzt und Patient zu verbessern, konkret durch präzisere Daten und bessere Möglichkeiten einer Visualisierung. Arbeitsschritte werden standardisiert, und die Materialqualität wird gesteigert. Zahnärzte haben die Option, bestimmte Restaurationen selbst in der Praxis zu fertigen oder ein Dentallabor damit zu beauftragen. Zahntechniker können mehr Zeit für die ästhetische Finalisierung aufwenden, weil langwierige Vorarbeiten verkürzt werden oder gar komplett entfallen.
Zuverlässige Langzeit-Monitorings können helfen, Patienten über Jahrzehnte hinweg besser zu versorgen, als dies in der Vergangenheit möglich war. Und weil durch CAD/CAM-Verfahren andere Materialien wie zum Beispiel Zirkonoxid und Hochleistungspolymere nutzbar sind, steht den Behandlern eine grössere Bandbreite an Materialien zur Verfügung. Nicht zuletzt können durch feinere, präzisere Verarbeitungsmethoden noch minimalinvasivere Verfahren durchgeführt werden, wodurch mehr natürliche Zahnsubstanz erhalten bleibt.
Auf der anderen Seite sind sich auch die energischsten Befürworter digitaler Prozesse in den folgenden Feststellungen weitgehend einig:
Eine hundertprozentige Digitalisierung dentaler Arbeitsschritte wird es auch in Zukunft nicht geben. Bestimmte Arbeitsschritte werden weiterhin analog vollzogen werden, weil daran kein Weg vorbeiführt. Nicht jeder Fall lässt sich digital von A bis Z durchplanen und finalisieren.
Grenzen der Digitalisierung
Der Faktor Mensch wird deshalb auf Dauer unverzichtbar bleiben. Auch künftig braucht es erfahrene Zahnärzte und Zahntechniker mit handwerklichen Fertigkeiten und mit der Fähigkeit, Arbeitsschritte und Resultate zum Beispiel unter ästhetischen Gesichtspunkten zu fertigen und zu beurteilen.
Folgerichtig sind digitale Prozesse kein Ersatz, sondern ein Hilfsmittel für Menschen. Ihr Zweck besteht darin, den Menschen zu dienen – nicht aber, sie überflüssig zu machen.
Aus diesem Grund läuft alles darauf hinaus, klassisch-analoge Arbeitsschritte mit digitalen Prozessen zu kombinieren: ein Sowohl-als-Auch, nicht ein Entweder-Oder. Zusammenfassend geht es darum, die Stärken digitaler Prozesse – vor allem Zuverlässigkeit, Reproduzierbarkeit und Standardisierung – klug und besonnen mit den Vorteilen analoger Arbeitsschritte – in erster Linie Ästhetik und Kreativität – zu kombinieren.
Viele Anwender wollen ausdrücklich auch weiterhin die Chance haben, manuell eingreifen und korrigieren zu können. Sie möchten sich nicht zu 100 Prozent von CAD/CAM und damit von Computern und Softwareprogrammen abhängig machen. Insbesondere die manuelle Veredelung ihrer Arbeiten bleibt für viele Zahntechniker auch in der Zukunft unverzichtbar.
Wer mit CAD und CAM unterwegs ist, profitiert in seinem Arbeitsalltag von vielen Erleichterungen. Die CAD/CAM-Technologie unterstützt Zahntechniker in der Umsetzung komplexer Arbeitsschritte. Überdies liefert sie eine reproduzierbare Präzision. Der Workflow wird oft optimiert. Zeitintensive händische Arbeiten – wie manuelles Aufwachsen, Anstiften oder Einartikulieren – können entfallen. Dadurch werden neue Freiräume geschaffen. Diese lassen sich für die Perfektionierung von Ästhetik und Funktion sinnvoll nutzen. Ausserdem sinkt die Fehlerquote und damit das Risiko von Nach- oder Neubearbeitungen, weil die computerunterstützte Produktionskette die Anzahl handwerklicher Arbeitsschritte und damit die Gefahr manueller Verarbeitungsfehler verringert. Auf diese Weise ermöglicht die Digitalisierung nicht nur Zahntechnikern, sondern auch Zahnärzten, schneller und effizienter zu guten Ergebnissen zu kommen.
Im Folgenden sind 4 konkrete Beispiele aufgeführt. Sie zeigen, wie die CAD/CAM-Technologie den Workflow in Zahnarztpraxis oder Dentallabor optimieren kann.
Die Press- und die CAD/CAM-Technologie ergänzen einander perfekt. Ein digitales Design ist mit etwas Übung schnell und ohne grossen Arbeitsaufwand umgesetzt. Die Restauration kann mit einem auf die Press-Indikation abgestimmten Wachs effizient und passgenau geschliffen werden. Speziell bei Brückenkonstruktionen ist ein digitales Wax-up von Vorteil, weil es keinen Verzug des Wachses mehr gibt und daher Passungenauigkeiten eliminiert werden.
Da die korrekte Anstiftung des Wachsmodells Voraussetzung für ein optimales Pressresultat ist, bietet sich die Verwendung spezieller Software-Add-ons (zum Beispiel «Digital Press Design» von Ivoclar Vivadent) an. Dabei werden die Presskanäle vollautomatisch positioniert. Das Risiko von Fehlpressungen wird verringert, denn es können keine Fehler mehr beim Anstiften, durch das zu starke Erhitzen des Wachses oder das aus Platzgründen zu nahe Anstiften an den Kronenrändern auftreten. Der Zahntechniker spart viel Zeit. Überdies hat er mehr Sicherheit in Sachen Präzision.
Presskanäle vollautomatisch positioniert
Auch pressfertige Wachsbäume sind mithilfe spezieller Software-Add-ons einfach, schnell und ökonomisch herstellbar. Dabei lassen sich sogar mehrere Pressobjekte zu einem Wachsbaum zusammenfügen, was den Anstiftvorgang erheblich verkürzt. Die Presskanäle werden automatisch an den Pressobjekten positioniert und nach Vorgaben der Gebrauchsinformation ausgerichtet. Das erhöht auch die Sicherheit und die Qualität des gesamten Pressprozesses. Vorbei sind die Zeiten, in denen man noch von Hand anstiften musste und in denen zum Beispiel der Presskanal sich nicht am richtigen Ort befand.
Viele Behandlungen führen nicht zum gewünschten Erfolg, weil ihnen kein geeigneter, vielleicht sogar überhaupt kein Behandlungsplan zugrunde liegt. Dank der Möglichkeiten der CAD/CAM-Technologie sind aber auch dort inzwischen enorme Fortschritte zu verzeichnen. Dies ist bedeutsam, weil eine saubere Planung der rote Faden für die gesamte Behandlung ist – vor allem bei komplexeren Fällen. Bei der Planung geht es unter anderem darum, die von verschiedenen Komponenten gewonnenen Daten zusammenzuführen, um sie bestmöglich gemeinsam zu nutzen. Hier gibt es schon jetzt viel mehr Planungssicherheit als noch vor zehn Jahren. Der Workflow ist dadurch bereits stark verbessert. Die Zukunft wird sicher noch weitere Fortschritte bringen.
Beim Monitoring lässt sich feststellen: Inzwischen lässt sich ein bestimmter Zustand wie beispielsweise die Ausgangssituation scannen und dann nach Ablauf einiger Zeit mit einem zweiten Scan, der überlagert wird, vergleichen. Auf diese Weise lassen sich mögliche Veränderungen feststellen und frühzeitig Probleme erkennen. Anhand der erhobenen Daten lässt sich dann zuverlässiger entscheiden, welche Art von Behandlung sinnvoll oder nötig ist.
Die Digitalisierung ermöglicht Zahntechnikern, spezifische, komplexe Arbeiten auszulagern, zum Beispiel an externe Fräszentren. Diese können auch einspringen, um Kapazitätsengpässe im Labor zu überbrücken.
Digitale Artikulatoren ersparen Zahntechnikern ein zeitintensives Einartikulieren. Auch hierbei steht das Ziel im Vordergrund, erstens Risiken zu minimieren und sich zweitens Kapazitäten für andere Arbeiten zu schaffen.
Die Digitalisierung schreitet mit Riesenschritten vorwärts. Immer mehr Hersteller bieten Produkte und Produktsysteme an, die speziell für den digitalen Workflow in Zahnarztpraxis und Dentallabor konzipiert sind. Zudem sind immer neue Materialien für die digitale Verarbeitung verfügbar. Nicht zuletzt dadurch lassen sich digitale Workflows bei immer weiteren Indikationen anwenden. Ein Beispiel hierfür ist die mit dem „Digital Denture“-System volldigital produzierte Totalprothese von Ivoclar Vivadent.
Im Optimalfall können Anwender auf komplette Systemlösungen zurückgreifen, in denen Materialien, Geräte und Software aufeinander abgestimmt sind. Solche Systemlösungen bieten ein besonders hohes Mass an Sicherheit. Das Risiko von Fehlbearbeitungen wird durch solche ganzheitlichen Ansätze deutlich verringert. Ausserdem werden die Abläufe beschleunigt. Ein weiterer Vorteil liegt in den Herstellergarantien.
Für viele Anwender sind CEREC und inLab von Dentsply Sirona zu Inbegriffen der CAD/CAM-Verarbeitung geworden. CEREC ermöglicht Zahnärzten, zeitsparend und effizient individuelle Keramikrestaurationen direkt an der Behandlungseinheit – also chairside – in einer Sitzung computergestützt selbst zu konstruieren, herzustellen und einzusetzen. inLab ist ein System, das sich an Zahntechniker richtet.
Inzwischen haben verschiedene Hersteller CAM-Materialien entwickelt, die zum Teil für CEREC- und inLab-Maschinen zertifiziert sind (zum Beispiel IPS e.max).
Waren CEREC und inLab Pioniere, folgten später weitere Anbieter mit eigenen Geräten und Systemlösungen. Heute können sich Anwender zwischen diversen Systemen verschiedener Hersteller entscheiden. Auch Unternehmen, die sich zunächst auf Materialien für die digitale Verarbeitung konzentriert haben, erweiterten in den letzten Jahren mitunter ihr Portfolio. Sie offerieren nun vollständige CAD- und CAM-Systeme. Ein Beispiel ist Ivoclar Vivadent. Mit der 2017 geschaffenen Kategoriemarke Ivoclar Digital steht Zahnärzten und Zahntechnikern ein umfassendes CAD/CAM-Angebot zur Verfügung, das Scanner, Software, Materialien und Fräsgeräte umfasst. Konkret bietet Ivoclar Digital komplette digitale Workflows an, die eine optimierte Anbindung, mehr Komfort und höhere Produktivität bieten.
Vermehrt bieten Hersteller ausserdem Applikationen zur Vereinfachung dentaler Workflows an. Es gibt Apps, mit denen sich in wenigen Schritten für Restaurationen aus bestimmten Materialien die ideale Transluzenz und Farbe leicht auswählen lassen. Der Anwender füttert die App mit den relevanten Faktoren, und schon präsentiert sie die passende Lösung. Dabei werden alle für die farbliche Gesamtwirkung wichtigen Einflussfaktoren berücksichtigt. Ein Beispiel ist die IPS e.max Shade Navigation App (SNA).
Dental-Apps
Auch für dentale Brennöfen stehen Applikationen zur Verfügung. Sie befähigen Anwender, via WLAN mit dem Gerät zu kommunizieren. Ein Beispiel ist die Programat-App. Sie verfügt unter anderem über eine Prüffunktion zur digitalen Bildanalyse. Damit lässt sich prüfen, ob das aufgenommene Foto alle nötigen Anforderungen für die digitale Zahnfarbanalyse erfüllt. Ist dies der Fall, kann der Anwender das Bild an den Brennofen senden. Dank der drahtlosen Bilddatenübertragung via WiFi kann er ausserdem Fotos vom Smartphone drahtlos an den Programat-Ofen schicken. Er benötigt dafür lediglich eine WLAN-Verbindung.
Die Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker ist ein wesentlicher Faktor für einen Behandlungserfolg – und damit für die Zufriedenheit der Patienten. Die Digitalisierung eröffnet sowohl dem Labor als auch der Praxis neue Möglichkeiten für eine noch effizientere Kommunikation. Beide Seiten können noch enger und noch präziser zusammenwirken – sogar über grosse Distanzen hinweg. Dank digitaler Technologien sind globale Verständigung und ein zuverlässiger weltweiter Austausch von Daten in Echtzeit keine Herausforderung mehr.
Ein Beispiel verdeutlicht, wie sehr die Zusammenarbeit von Labor und Praxis durch die Digitalisierung profitiert: Zahntechniker können durch die digitale Bildgebung wie DVT und 3D-Gesichtscanner heute von ihren Zahnärzten so viele Informationen zum Patienten erhalten wie nie zuvor. Dadurch wird die Vorhersagbarkeit zahntechnischer Arbeiten erhöht, sodass sich das gewünschte Endziel effizienter erreichen lässt. Im Vordergrund steht dabei immer die Absicht, den Zahntechnikern möglichst viele brauchbare Informationen zu übermitteln, damit sie bestmögliche Resultate erzielen.
Fotos und bewegte Bilder
Ein nächster Schritt könnte darin bestehen, durch die Übermittlung bewegter Bilder auch die dritte Dimension zu erschliessen. Damit würde sich noch präziser und patientenspezifischer planen und arbeiten lassen. Bevor die Behandlung beginnt, werden die mimische Muskulatur, die Okklusion und die Phonetik ausgewertet. Dadurch können Behandler noch spezifischer planen.
Die Digitalisierung stellt nicht nur Dentallabore, sondern auch Zahnarztpraxen vor neue Herausforderungen und Chancen. „Chairside Dentistry“ ist heute ein vieldiskutiertes Thema. Was verbirgt sich dahinter?
Immer mehr Zahnärzte investieren inzwischen in digitale Technologien. Sie kaufen zum Beispiel Intraoralscanner für Ihre Praxen. Mit diesen können sie Abdrücke digital nehmen und diese als Scandateien schnell und unkompliziert an ihre Zahntechniker senden. Physische Abdrücke sind dadurch hinfällig. Darüber hinaus fertigen einige Zahnärzte auf Basis der Scandaten mitunter auch selbst Einzelzahnrestaurationen an. Für diese Chairside-Fertigung sind spezielle Fräsmaschinen verfügbar. Chairside-Zahnärzte können dadurch Patienten in einer einzigen Sitzung versorgen. Aber auch ihre Zusammenarbeit mit Laboren geht dadurch schneller und unkomplizierter vonstatten. Mit anderen Worten: Alle Beteiligten – Zahnarzt, Zahntechniker und Patient – sparen Zeit.
Bereits seit den 1980er Jahren bieten bestimmte Hersteller entsprechende Materialien, Fräsmaschinen und Intraoralscanner an. Als Pionier gilt das CEREC-System von Dentsply Sirona. Für viele Anwender ist dieses heute der Inbegriff der CAD/CAM-Verarbeitung in der Zahnarztpraxis. CEREC ermöglicht Zahnärzten, zeitsparend und effizient individuelle Keramikrestaurationen direkt an der Behandlungseinheit – also chairside – in einer Sitzung computergestützt selbst zu konstruieren, herzustellen und einzusetzen. Dies gilt vor allem für Einzelzahnrestaurationen. Grössere Arbeiten hingegen entstehen wie gewohnt in der Zusammenarbeit mit Dentallaboren.
Einhergehend mit den immer zahlreicher werdenden Möglichkeiten nimmt auch das Angebot an CAD/CAM-Materialien, -Geräten und -Prozessen kontinuierlich zu. Davon profitieren sowohl Labore als auch Zahnärzte. Inzwischen bieten verschiedene Hersteller nicht nur Materialien, sondern auch Fräs- und Schleifmaschinen sowie komplette Systeme an, die für beide Seiten interessante Optionen bieten. Ein Beispiel ist das von Ivoclar Vivadent an der IDS 2017 in Köln präsentierte Portfolio der Kategoriemarke Ivoclar Digital.
Die Themen Digitalisierung und Chairside Dentistry gewinnen in jüngster Zeit zunehmend an Relevanz. Davon legen nicht nur ein Besuch der dentalen Leitmesse IDS, sondern auch die Kommunikation in der Fachpresse Zeugnis ab. Allerdings gibt es nach wie vor grosse regionale Unterschiede im Hinblick auf die Verbreitung digitaler Arbeitsweisen. So ist Chairside Dentistry in Nordamerika bereits viel verbreiteter als beispielsweise in Mitteleuropa. Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Digitalisierung in Dentallaboren weiter gediehen ist als in den Praxen.
Ebenso wie Dentallabore haben auch Zahnarztpraxen einige Vorteile, wenn sie CAD und CAM einsetzen. Hier ein paar Beispiele:
Vorteile durch CAD und CAM
Zahnärzte können – wie auch Dentallabore – mit digitalen Prozessen noch präziser und zuverlässiger arbeiten. Die Sicherheit, dass am Ende alles stimmt und passt, ist noch höher als bei manueller Arbeit. Ebendies macht das Ergebnis noch hochwertiger – und effizienter für alle Beteiligten.
Nicht zuletzt hohe Investitionskosten schrecken viele Zahnmediziner noch davon ab, den digitalen Weg einzuschlagen – ein Aspekt, der zu Recht auch Laborinhaber beschäftigt. Experten empfehlen, etwaige Berührungsängste abzubauen und offen auf das Thema zuzugehen; ergebnisoffen zu prüfen, ob sich das Thema Digitalisierung für die eigene Zukunftsplanung eignet. Und es, falls das Ergebnis positiv ausfällt, die Digitalisierung in die Praxis- oder Laborstrategie zu integrieren. Für viele Experten steht ausser Frage, dass an der Digitalisierung auch in der Zahnmedizin kein Weg vorbeiführt. Eine Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema ist deshalb aus ihrer Sicht unumgänglich.
Viele CAD/CAM-Zahnärzte haben bereits die Erfahrung geäussert, dass sie nach ihrem Umstieg auf digitale Prozesse schon nach relativ kurzer Zeit den Workflow zeitlich deutlich optimierten. Ausserdem loben sie die hohe Qualität ihrer Arbeiten. Gleichwohl will die Entscheidung «Wagen oder lieber lassen?» gut überlegt sein. Da geht es vor allem um diese 3 Fragen, die der betreffende Zahnarzt zunächst für sich klären muss:
Jeder Zahnarzt muss diese Fragen für sich selbst beantworten. Eine pauschale Empfehlung kann hier nicht erfolgen.
Wer sich entschlossen hat, in die Digitalisierung einzusteigen, sollte sich professionell damit auseinandersetzen, zum Beispiel durch Fort- und Weiterbildungen. Inzwischen existiert ein stetig wachsendes Weiterbildungsangebot speziell für CAD/CAM-affine Zahnärzte. Einzelne Universitäten bieten sogar schon entsprechende Studiengänge an, zum Beispiel den Masterstudiengang «Digitale Dentaltechnologie».
Eine Online-Recherche hilft bei der ersten Orientierung über vergleichbare Angebote in anderen Ländern.
Die Digitalisierung eröffnet eine Vielzahl neuer, bislang ungeahnter Möglichkeiten. Nicht nur sind dank digitaler Arbeitsprozesse schnelle, effizientere und vorhersagbarere Resultate möglich. Nicht nur ermöglichen neue Verfahren eine präzisere Planung und Kommunikation. Überall auf der Welt sind Anwender, Experten und Forscher damit beschäftigt, neue Verfahren zu entwickeln, um noch bessere und noch patientengerechtere Lösungen anzubieten. Manches davon mag auf den ersten Blick exotisch anmuten, sogar verblüffen. Denn immer öfter spielen Disziplinen mit ein, die auf den ersten Blick wenig bis gar nichts mit der Dentalwelt zu tun haben.
Ein Beispiel ist die virtuelle Kiefervermessung. Diese soll helfen, Restaurationen noch patientenindividueller zu gestalten, um deren Okklusion zu verbessern. Zur Erfassung und Behebung von Okklusionsstörungen entwickeln Mathematiker und Informatiker in diesem Zusammenhang Programme und sogar Computerspiele. Mit ihrer Hilfe sollen Betroffene spielerisch ihre Kieferfunktionen trainieren und so Beschwerden minimieren. Zugleich werden immer mehr Daten erhoben, um noch genauere Resultate zu erzielen. Neben der Kaumuskulatur wecken zunehmend auch Vorgänge im Gehirn das Interesse der Forscher.
Ein weiteres Beispiel für digitale „Spielereien“ mit ernstem Hintergrund sind „Serious Games“: Computerspiele für Kinder und Jugendliche mit der Intention, ihnen auf unterhaltsame Weise eine bessere Mundhygiene anzutrainieren.
Einige Zahnärzte bieten schon Apps an, mit denen sich gewünschte Endresultate an bewegten Gesichtsbildern der Patienten in Echtzeit visualisieren lassen. Die Patienten sehen genau, welche Restauration sie erhalten werden und wie sich diese in ihr Gesicht einfügt. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie am Ende zufrieden sind, deutlich erhöht. Ausserdem kann der Zahnarzt diese Visualisierung dem Zahntechniker übermitteln, der dadurch ebenfalls eine genauere Vorstellung von der zu erstellenden Restauration erhält.
Augmented Reality
Viele digitale Innovationen der letzten Jahre kommen in der Zahnmedizin und der Zahntechnik bereits zum Einsatz. Und es werden immer mehr. Forscher, Erfinder und Hersteller prüfen rund um den Globus, wie sich neue Entwicklungen auch in der dentalen Welt nutzbringend einsetzen lassen. Im Fokus steht dabei immer das Ziel, Behandlungs- und Herstellungsabläufe noch effizienter zu gestalten und die Resultate noch weiter zu optimieren. Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg liegt hierbei in der Erhebung möglichst präziser, patientenindividueller Daten. Dieser Umstand macht viele Erfindungen für Zahnarzt und Zahntechniker interessant, die auf den ersten Blick wenig bis gar nichts mit dem Thema Zähne zu tun haben.
Wearables sind kleine, tragbare, Bluetooth-fähige Mikrogeräte. Sie werden am Körper befestigt. Auf diese Weise erfassen und verarbeiten sie kontinuierlich Daten des Nutzers.
Die Datenbrille ist ein kleiner Computer, den man auf der Nase trägt. Die Verbindung zum Internet läuft über Sensoren und Kameras. Unter anderem kann die Datenbrille virtuelle Objekte (3D-Hologramme) durch projizierte Lichtpunkte in das Blickfeld einblenden, mit denen der Anwender interagieren kann.
Datenbrillen – wie etwa die Microsoft HoloLens – verbinden die reale mit der virtuellen Welt. Wer eine Datenbrille benutzt, arbeitet schneller und effizienter. Anwender lassen sich alle relevanten Informationen in Echtzeit auf den Bildschirm der Datenbrille übermitteln. Zudem wird das Fehlerrisiko verringert, weil jeder Arbeitsschritt unter fachkundiger Anleitung erfolgt.
ShyTech bedeutet: Hochtechnologie tritt „schüchtern“ in den Hintergrund. Sie integriert sich so in den Alltag und in Alltagsgegenstände, dass sie kaum auffällt. Komplizierte Geräte mit Schaltern, Kabeln und Knöpfen werden durch solche mit intuitiven Interaktionsflächen ersetzt. Was sichtbar bleibt, ist nur die sofort abrufbare Funktion. So werden Flächen zu Benutzeroberflächen, die sich unauffällig in ihre Umgebung einfügen. Funktionen lassen sich beispielsweise durch Sprachsteuerung, Gestik und Gedanken steuern. Es handelt sich um eine nahtlose Vernetzung intelligenter Technologien, die miteinander – und freilich mit dem Nutzer – interagieren. Technik und Technologie passen sich dabei an den Menschen an, nicht aber umgekehrt.
Unsere Welt wird immer digitaler. Für Zahnärzte und Zahntechniker eröffnen sich dadurch ganz neue Möglichkeiten. Einerseits können sie ihre Workflows optimieren und dadurch effizienter und ergebnissicherer arbeiten. Überdies bleiben digital erhobene Daten auf Dauer verfügbar, Arbeiten deswegen reproduzierbar.
Digitale Tools lassen sich von Dentalprofis aber auch jenseits dentaler Tätigkeiten nutzen. Praxis- und Laborinhaber können durch digitale Prozesse zum Beispiel ihre Verwaltung optimieren. Ausserdem können sie effizienter Marketing für ihre Praxis oder ihr Labor betreiben und ihre Patienten und Kunden individueller und zeitgemässer ansprechen. Eine professionelle Website ist hierbei ebenso wichtig wie aussagekräftige Einträge in relevanten Datenbanken.
Schlussendlich profitiert auch die Dokumentation mittels Foto- und Videoaufnahmen von digitalen Möglichkeiten. Zahnarzt und Zahntechniker können dadurch ihre hochwertigen Arbeiten ebenso hochwertig dokumentieren und präsentieren – sei es auf der eigenen Website, auf dentalen Kongressen oder in Fachmagazinen.
Hochwertig dokumentieren und präsentieren
Das Thema digitale Zahnmedizin gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch Zahnärzte und Zahntechniker, die sich bislang noch nicht mit der digitalen Zukunft der Zahnmedizin befasst haben, werden langfristig nicht um das Thema herumkommen. Denn digitale Prozesse und Technologien werden die Zahnmedizin stark verändern, wenn nicht gar revolutionieren. Das bietet für Sie als Zahnärzte und Zahntechniker viele neue Optionen und Vorteile zur Gestaltung Ihrer erfolgreichen Zukunft.
Aus diesem Grund sollten Praxis- und Laborinhaber früher oder später darüber nachdenken, wie sie diese neuen Gegebenheiten bestmöglich für sich nutzen können. Der Wechsel in die digitale Zahnmedizin lohnt auf jeden Fall eine nähere Beschäftigung. Wie oben aufgezeigt wurde, lässt er sich in kleinen Schritten vollziehen. Digitale Prozesse lassen sich mit klassisch-analoger Handarbeit gut kombinieren. Oft liegt der Schlüssel zum Erfolg in einem cleveren, ausgewogenen Sowohl-Als-Auch. Eine pauschale Empfehlung ist hier nicht zu geben. Vielmehr sollten sich Zahnarzt und Zahntechniker individuelle Strategien überlegen, die am besten für sie passen – ohne einseitige Euphorie oder pauschale Verweigerungshaltung, dafür mit Augenmass und Realismus.
Bendererstrasse 2
9494 Schaan
Fürstentum Liechtenstein